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Bündnis für Menschenwürde und Arbeit

Nachrichten aus Gesellschaft und Arbeitswelt

Stellungnahme zum Erhalt und die Zukunft der Arbeitslosenzentren und Beratungsstellen - Gesellschaftliche Klimafrage:

Beitragsseiten

 Gesellschaftliche Klimafrage:

Wir wählen einen Ansatzpunkt für die Stellungnahme zur Frage der zukünftigen Förderung der Arbeitslosenzentren und Beratungsstellen in der Sozial- und Globalisierungsreportage, die der Philosophie-Journalist Jürgen Wiebicke 2015 nach einer Wanderung durch NRW geschrieben hat: „Zu Fuß durch ein nervöses Land“. 2

Eine der frühen Stationen von Wiebickes Wanderung ist das Schützenfest in Dormagen. Er wird begleitet von Hans Scholten, dem ehemaligen Leiter des Raphaelshauses – einer Jugendhilfeeinrichtung. Er weist den Städter Wiebicke auf die Besonderheiten des Schützenwesens hin und Wiebicke formuliert: „Offenkundig spielt hier die Gesellschaft ein Spiel, das einen ernsten Kern hat. … Die Anerkennung die hier verteilt wird, das sehe ich in jedem Gesicht, ist aufrichtig gemeint.“ Wiebicke spricht über den Verlust von Ritualen, die die Gesellschaft zusammenhalten. „Alte Rituale lassen sich kritisieren und auch zügig abschaffen, aber neue zu erfinden ist fast unmöglich. Man kann für das Recht streiten, am Karfreitag zu tanzen, man kann am 1. Mai demonstrativ ins Büro gehen. Nur werden dann alle 365 Tage des Jahres gleich sein. Es fehlt der kollektive Rhythmus, der uns wahrnehmen hilft, dass wir nicht nur einzelne unter einzelnen sind.“

Und über diese Einleitung kommen wir zur zentralen Aussage, die in dem Buch an vielfältigen Ecken deutlich wird und viel mit der Situation Langzeit-Arbeitsloser zu tun hat:

"Mir fällt ein, was Hans Scholten, der selbst kein Schütze ist, über die Bedeutung des Schützenvereins für das Zusammenleben in Dormagen gesagt hat: Dieses Vereinsleben sorgt dafür, dass die gesellschaftliche Temperatur hier zwei Grad wärmer ist als anderswo."

Es geht bei der Förderung der Begegnungsarbeit in den Arbeitslosenzentren um die „gesellschaftliche Binnentemperatur“ und diese hat wie das Ringen um das 1,5 Grad Klimaziel individuelle, soziale, und politische Aspekte.

Eine weitere literarische Anknüpfung besteht in dem Buch „Die Entdeckung der Langsamkeit“3 ein Bestseller des deutschen Schriftstellers Sten Nadolny. Sein Protagonist ist der englische Kapitän und Polarforscher John Franklin, der wegen seiner Langsamkeit immer wieder Schwierigkeiten hat, mit der Schnelllebigkeit seiner Zeit Schritt zu halten, aber schließlich doch aufgrund seiner Beharrlichkeit zu einem großen Entdecker wird.

Der nicht authentische Roman beschreibt eine, aus meiner Erfahrung4 in der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen, wesentliche Dimension: Wie geht unsere Gesellschaft mit jenen um, die nicht den Schnelligkeits- und Geschwindigkeitsansprüchen eines getakteten Arbeitsalltags standhalten.

Die Menschen tragen die Last der Arbeitslosigkeit, die Last der Anforderungen wie eine Weltkugel auf dem Rücken. So verstanden haben die Arbeitslosenzentren immer wieder die Funktion für die Betroffenen, das diese an einem Ort ankommen können, der Ihnen Sicherheit gibt, und bei dem Vertrauen in die dort Handelnden immer wieder neu entwickelt werden muss.

Hier steht meist zunächst Begegnung und Beratung für Langzeitarbeitslose an, den Lebensalltag und die Fragen rund um die Existenzsicherung zu gewährleisten – und wieder sprach- und begegnungsfähig zu werden.

Hier gilt der Satz des Theologen Adolf von Harnack: Nichts kann einen Menschen mehr stärken, als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.

2 Zu Fuß durch ein nervöses Land: Auf der Suche nach dem, was uns zusammenhält – Kiepenheuer & Witsch, Köln,von Jürgen Wiebicke
3 Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit – Piper München - Erstauflage 1983
4 Dieses Papier entspringt im Wesentlichen der Feder des Bündnis-Mitglieds Hermann-Josef Kronen, der bis 2019 über 35 Jahre in der Arbeit mit und für Langzeitarbeitslose beim Volksverein Mönchengladbach tätig war.

Denken Sie immer: daß wir nur eigentlich für uns selbst arbeiten. Kann das jemand in der Folge gefallen oder dienen, so ist es auch gut. Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst.

 

Johann Wolfgang von Goethe
(1749 - 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann
Quelle: Goethe, Briefe. An Johann Heinrich Meyer, am 8. Febr. 1796
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