Pressemitteilung der "Beratungsstelle Arbeit" des Arbeitslosenzentrums MG e.V.
Gute Arbeits- und Lebensbedingungen von LKW-Fahrer*innen in Mönchengladbach schaffen - Gründung des Bündnisses „Fair Fahren“
Probleme gibt es viele. Und die sind nicht erst seit gestern bekannt. An Gladbachs Logistik-Standorten - ob im riesengroßen Regio-Park oder in Rheindahlen - haben die Lkw-Fahrer*innen nicht viel zu lachen. Da fehlen Toiletten, Duschmöglichkeiten, um nur zwei „menschliche“ Beispiele zu nennen.
Auf Initiative der "Beratungsstelle Arbeit" des Arbeitslosenzentrums MG eV (ALZ) hat sich jetzt das „Bündnis Fair fahren“ gegründet. Dem stadtweiten Zusammenschluss gehören Arbeit und Leben DGB/VHS NRW e.V., die Kirche für Fernfahrer der kath. Betriebsseelsorge MG, der Deutsche Gewerkschaftsbund Stadtverband Mönchengladbach , die Faire Integration beim DGB Bildungswerk, das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität vom DGB, der Förderverein Stiftung Volksverein Mönchengladbach e.V. , ver.di Bezirk Linker Niederrhein und die Beratungsstelle Arbeit im ALZ MG e.V. an. Die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von LKW-Fahrer*innen in Mönchengladbach ist eines der Ziele des Bündnisses Fair fahren.
In den vergangenen Jahren entwickelte sich Gladbach zu einem europäischen Logistik-Hotspot. Wurden durch die von der Politik stark unterstützten Ansiedlungen von global agierenden Firmen wie amazon, zalando, esprit, Fiege & Co. einerseits neue Arbeitsplätze geschaffen, entstanden anderseits jedoch Lebensbedingungen, die jeden erschrecken sollten, der an ein gutes Leben in Deutschland gewohnt ist. Dass solche Zustände entstehen könnten, scheint bei den Planungen nicht überblickt oder gar nicht bedacht worden zu sein, vermutet das Bündnis.
Vertreter*innen von Fair fahren haben sich im Mönchengladbacher Gewerbegebiet „Regiopark“ umgeschaut, ebenso die neuen Ansiedlungen von amazon und Reuter.de im Gewerbegebiet Rheindahlen oder auf dem Parkplatz für amazon im Nordpark. Sie stellten fest: es fehlen menschenwürdige sanitäre Infrastrukturen für die LKW-Fahrer*innen, von denen die Unternehmen beliefert werden. Transport wird schon seit Jahren so organisiert, dass frühere Lager heute Logistikzentren genannt werden. Sie sind umfunktioniert zu Warenumschlagplätzen, in denen Waren sortiert werden und LKW-Anhänger wurden zu modernen Lagern, während letztere entweder auf der rechten Spur der Autobahn fahren oder auf öffentlich verwaltete Parkplätze abgestellt werden. Erst wenn in den Logistikzentren die Waren „just in time“ gebraucht werden, wird der LKW entladen. Dass diese modernen Lager - die LKW-Anhänger - von Menschen in Maschinen gezogen werden, wurde wohl übersehen: Wie sollte man sich sonst erklären, dass Toiletten und Duschen fehlen, die regelmäßig gereinigt werden. Diese Situation beobachten wir auch in Mönchengladbach.
Die eingeschränkten Parkmöglichkeiten zwingen Fahrer*innen immer wieder auch in Gewerbegebieten oder nahe gelegenen Straßen zu parken, nicht zuletzt zum Ärgernis der Anwohner*innen. Weitere Probleme ergeben sich, so das Bündnis, aus dem fehlenden Verkehrsmanagement. Während Verlader, also Auftraggeber, es schaffen, ihre Logistik „just in time“ zu organisieren, teilweise sogar LKW-Anhänger zu kaufen, Apps zur Organisation der Logistik entwickeln, die Fahrer*innen genau minutenvorschreiben, wann und wo sie sein sollen, übernehmen diese Generalunternehmer keinerlei Verantwortung für die Lebensbedingungen und Arbeitsrechte der Fahrer*innen.
An den genannten Punkten möchte das Bündnis ansetzten und unter Beteiligung der Kommunalpolitik, der Stadtverwaltung, Stadt-Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WMFG) und der Handelskammer Mittlerer Niederrhein die Anpassung und Verbesserung der Rahmenbedingungen in Mönchengladbach erreichen. Zudem schrieb das Bündnis u.a. Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) und bat ihn um seine Unterstützung. Konkret bittet das Bündnis ihn um einen regelmäßig tagenden Arbeitskreis der Beteiligten. Schließlich dulde das „ernste Thema“ keinen weiteren Aufschub.