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Bündnis für Menschenwürde und Arbeit

Nachrichten aus Gesellschaft und Arbeitswelt

Bündnisbrief Mai 2022

 

Am prekären Abgrund

Bündnisbrief Mai 2022Soziale Gerechtigkeit ist zu einer verlogenen Worthülse geworden. In Deutschland leben 2,8 Millionen Kinder, die, kaum geboren, ein Leben voller Entbehrungen, Demütigungen, Ausgrenzungen vor sich haben, 2,6 Millionen Klein-RentnerInnen, die nach einem Leben, das ohnehin durch geringe Entfaltungs- und Teilhabemöglichkeiten geprägt war, von Sorgen um ihr Überleben, durch gesundheitliche Vernachlässigung und häufig durch soziale Isolation bedroht sind,
6,4 Millionen EmpfängerInnen von Arbeitslosengeld II (Hartz IV), darunter viele alleinerziehende Mütter, MinijobberInnen und Langzeitarbeitslose, die unter schlechter Ernährung leiden, häufig chronisch erkranken und etwa sieben Jahre früher sterben als Menschen, diemateriell sorgenfrei leben können.

 

Die Zahlen sind bekannt, aber abstrakt, schaffen eher rationale Distanz als Empathie mit den betroffenen Menschen. Etwas lebensnaher werden sie, wenn wir uns vorstellen, sie alle würden sich zu einer der Menschenketten zusammenfinden, die bei Protesten gegen AKWs oder andere politisch und ökonomische Zumutungen so beliebt sind. Wenn jeder dieser von Armut und Elend bedrohten Menschen einen Meter Platz einnähme – viel mehr gesteht ihnen die gesellschaftliche Raumverteilung ohnehin nicht zu –, wäre sie etwa 11800 Kilometer lang. Die Armut in Deutschland würde also am Äquator, Mensch für Mensch, etwa ein Viertel des Erdumfangs besetzen, etwa von Libreville, der Hauptstadt von Gabun, nach Osten bis Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia. Innerhalb der deutschen Grenzen entstünde eine Schlange, die sich von Sylt bis ins Allgäu 13-mal windet, und wer von
Ost nach West oder umgekehrt quer durch das Land reisen würde, stieße alle 50 km auf sie, auf eine obszöne gesellschaftliche Realität: Unübersehbar über den Horizont nach links und rechts hinausreichend, wahrscheinlich auch unüberhörbar. Übrigens: Würden wir alle NiedriglöhnerInnen und Werksvertragsbetrogenen hinzuaddieren, wären die Zahlen der armutsbedrohten Menschen etwa doppelt so hoch.

zum Bündnisbrief Mai 2022

Denken Sie immer: daß wir nur eigentlich für uns selbst arbeiten. Kann das jemand in der Folge gefallen oder dienen, so ist es auch gut. Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst.

 

Johann Wolfgang von Goethe
(1749 - 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann
Quelle: Goethe, Briefe. An Johann Heinrich Meyer, am 8. Febr. 1796
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