Im Gladbacher Arbeitslosenzentrum sorgen drei Frauen im Hintergrund dafür, dass die Teller nicht leer bleiben
Sie sortieren, schälen, schnippeln – stundenlang und ehrenamtlich. „Die wertvolle Arbeit unserer drei unsichtbaren Helferinnen wird erst dann sichtbar, wenn sich die Töpfe füllen“, lacht Ella Heiniz. Tatsächlich sind die drei Damen Iryna, Nataliya und Ingeborg bei den BesucherInnen des Mittagstisches im Gladbacher Arbeitslosenzentrum (ALZ) so gut wie unbekannt. Sie wollen auch gar nicht in der 1. Reihe agieren. Ingeborg Daumann aus Korschenbroich sagt dazu: „Mir kommt es darauf an, den Menschen zu helfen.“ Sie freue sich immer riesig, wenn sie sehe, wie es den Leuten beim Essen schmeckt.
Sie ist seit fünf Jahren dabei. Eigentlich wollte die frühere Industriekauffrau, mittlerweile 74 Jahre jung, im Büro mitarbeiten. Da in der Küche aber mehr Arbeit war als HelferInnen, schält bzw. putzt sie nun immer mittwochs Obst und Gemüse. Zum Beispiel für den beliebten Obstsalat als Dessert. Aus der Zeitung habe sie erfahren, dass „hier im Zentrum immer was zu tun ist.“ Da habe sie gedacht: Reden bringt die da auch nicht weiter, also tue ich etwas. Und sie tut es gerne, schmunzelt sie. Ella Heiniz, die Küchenchefin, schätze ihre Arbeit sehr und bedanke sich immer.
Aus ganz anderen Gründen kamen Iryna Vasylieva (66) und Nataliya Schevchenko (40) vor gut einem Jahr nach Mönchengladbach und ins ALZ. Beide mussten ihre Heimat – Dnipropetrowsk bzw. Kyiw – wegen des Ukraine-Kriegs verlassen. Anfangs sei sie zum ALZ gekommen, weil man hier gespendete Lebensmittel erhält, erzählt Iryna. Ihr Deutsch ist verständlicherweise noch stark akzentbeladen. Doch wenn man genau hinhört, versteht man die fröhlich wirkende Frau. Sie sei „viel Arbeit gewöhnt“. Sie habe spontan Ja gesagt, nachdem man sie gefragt hatte: Wollen Sie in der Küche mit anpacken? Iryna: „Ich brauche soziale Kontakte, Kommunikation, ich kann nicht in meinen vier Wänden sitzenbleiben.“ So kümmert sie sich montags und freitags für insgesamt mehr als zehn Stunden darum, dass Frisches und Gutes auf den Tisch kommt. Konkret: Sie sortiert und bereitet u.a. die Sachen vor, die von der Gladbacher Tafel kommen. Zwischendurch wird natürlich geplaudert, mal auf Deutsch (so gut es geht), bevorzugt aber auf Ukrainisch. Und nach der Arbeit freut sie sich, wenn ein wenig Obst und Gemüse übrig bleiben. Das nimmt sie mit nach Hause.
„Nützlich sein“ will auch Nataliya Schevchenko. Sie sei „sehr dankbar“, dass sie hier in Deutschland aufgenommen wurde, ein Dach über dem Kopf habe und Deutsch lernen könne. Mit ihrem Engagement im ALZ wolle sie „dafür Danke sagen“: An zwei Tagen je Woche – wie Iryna montags und freitags - bindet sie sich die Schürze um und legt los.
Seit die Lebensmittelpreise explodieren, steigt die Zahl der bedürftigen Menschen, die im ALZ essen. Wer arm ist – und das müssen die BesucherInnen vorher nachweisen – bezahlt für Vor-, Haupt-, Nachspeise 2,50 Euro. Wasser (kostenlos) und Tasse Kaffee (20 Cent) gibt es dazu. Menschen mit mehr Geld zahlen fünf Euro/Menü. Derzeit sind es mehr als 70 Essen, die das Team um Ella Heiniz werktäglich ausgibt. Die meisten essen in den ALZ-Räumen, einige wenige holen sich die Portion im Warmhaltepack ab.
ALZ-Leiter Karl Sasserath sowie der Vorstand des Trägervereins sind froh, dass in diesen Zeiten so viele bedürftige Personen versorgt werden können. Möglich machen dies insbesondere Spender wie die Tafel und die Wilberz-Stiftung. Heiniz kauft zudem regelmäßig Notwendiges (Gewürze, Nudeln etc.) dazu. Große Freude herrschte zuletzt, als die Schaffrath-Stiftung für Ersatz in der Küche sorgte: Unter anderem hatte der bereits gebraucht erworbene Herd den Betrieb eingestellt. Mittlerweile sind Tische und Stühle in der kleinen „ALZ-Mensa“ abgenutzt. Sasserath: „Wir wären sehr dankbar, wenn uns hier jemand unterstützen könnte.“
Mehr Infos >>> www.arbeitslosenzentrum-mg.de