Sie erschien pünktlich und blieb etwas länger als vorgesehen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles besuchte am Donnerstag für gut eine Stunde das Gladbacher Arbeitslosenzentrum (ALZ). Und die Frau im dunkelblauen Hosenanzug schien beeindruckt: „Mit ihrer Kantine hier, das ist schon etwas Besonderes.“ SPD-Landtagsabgeordneter Hans-Willi Körfges brachte es nach der Stippvisite Nahles’ auf den Punkt: „Mit dem Besuch der Ministerin haben wir demonstriert, dass das ALZ da bleiben muss, wo es ist.“
Nahles wiederholte, dass sie ein öffentlich gefördertes Beschäftigungsprogramm für 200 bis 300 000 Personen, vor allem Langzeitarbeitslose, für richtig hält. In Deutschland sind laut Nahles rund eine Million Menschen seit Jahren und länger ohne Arbeit. Sie seien sehr oft nicht mehr für den 1. Arbeitsmarkt „geeignet“. Solche Angebote könnten erst einmal fünf Jahre laufen. Die Beschäftigungsangebote müssten zum „Regelwerk des Arbeitsmarktes“ werden. Konkret könnte das Angebot nicht nur für Alleinerziehende nach der Bundestagswahl 2017 werden. Das wäre dann „Thema wahrscheinlich in Koalitionsgesprächen“, so Nahles. Sie rechnet mit Kosten von jährlich zwei Milliarden Euro. Geld, das ein reiches Land wie Deutschland habe, „auch wenn der Schäuble mich angesichts eines extrem guten Arbeitsmarktes mit niedriger Arbeitslosenquote für verrückt erklärt“.
Vertreter des Volksvereins und der Neuen Arbeit kritisierten die hohen Bürokratie-Hürden bei Beschäftigungsangeboten wie „Soziale Teilhabe“ für Langzeitarbeitslose. Der Volksverein gegen Arbeitslosigkeit beschäftigt derzeit acht Personen, die wieder lernen, im Alltag und im Arbeitsleben zurecht zu kommen. Hermann-Josef Kronen, Geschäftsführer des Volksvereins, bemängelte, dass das Geld z.B. für Begleiter (Coaches) der Teilnehmer nicht reiche. Nahles: „Geld für Coaches ist da, da sorgen wir für.“ Problematisch sei zudem die Situation für Alleinerziehende mit unflexiblen Arbeitszeiten, unflexiblen Kita-Zeiten für die Unterbringung der Kinder. Ein Problem, das Nahles nur zu gut kennt – und so rasch wie möglich ändern würde. Denn Jobs für diesen Personenkreis seien da. Ein bedingungsloses Grundeinkommen lehnte Nahles auch bei ihrem Gladbach-Besuch strikt ab. Stattdessen dringt sie auf ein Erwerbstätigenkonto/Startguthaben für Menschen über 18 – um etwa eine Firma zu gründen, sich zu qualifizieren bzw. sich ehrenamtlich zu engagieren. Auch das koste Milliarden. Nahles ging mit Blumen, die ihr Sasserath überreicht hatte. „Der Strauß ist toll, bald ist ja auch Muttertag“, lachte die Frau aus Berlin.